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Gertraud Mayer | Joy Music Video | Christliche Kindergeschichten

GERTRAUD's STORY

 

Wirtschaftskorrespondentin, Kinderevangelistin, Journalistin Fernsehproduzentin, Drehbuchautorin, Referentin bei Frauenfrühstückstreffen und Seelsorgeseminaren - alles in einer Person?  

 

 

Interview veröffentlicht in der Zeitschrift Entscheidung Nr. 231 (03/2002), www.entscheidung.de

 

 

Gertraud L. Mayer bewältigt es, eine kleine, schlanke, dunkelhaarige Schwäbin. Seit 1977 lebt sie in Berlin. Und doch ist ihre Wahlheimat Jerusalem. Wie oft sie dort gewesen ist, kann sie nicht mehr zählen. Wie oft sie dort noch sein wird?« So lange ich lebe« lächelt sie. Bekannt durch die christlichen Kinderkassetten, wie »Vater Abraham hat viele Kinder« und »Wäre ich ein Schmetterling», und später durch die Fernsehserie «Christliche Kinderhitparade». Auch durch Joy Music Video, einer Fernsehproduktion, die sie ins Leben gerufen hat und die regelmäßig ausgestrahlt wird, genauso wie zahlreiche christliche Großveranstaltungen für Kinder. Dabei fragt man sich: Was für einen Hintergrund muss man mitbringen, um so erfolgreich zu sein? Dabei hat sie keinen Verein gegründet, auch keine Stiftung, nur eine kleine Firma, in der sie noch nicht einmal ein Gehalt bekommt. Eine Karriere ohne Geräusch!

 

 

M: Ich komme aus Weinstadt, bin in Stuttgart geboren und habe nach der mittleren Reife zunächst eine Ausbildung als Auslandskorrespondentin in der Wirtschaft gemacht. Anschließend war ich für ein Jahr in England und habe dann in Deutschland sofort in der Wirtschaft angefangen zu arbeiten. Eigentlich wollte ich Dolmetscherin werden, weil ich so gerne reise. Die Wirtschaftskorrespondentin sollte nur die erste Stufe auf diesem Weg sein. Doch ich hatte mich für ein Leben mit Jesus Christus entschieden und wusste, dass Gott einen bestimmten Plan mit mir hat.  

 

Red: Wie alt warst Du, als Du diese Entscheidung getroffen hast? 

 

M: Ich war fünfzehn. Meine Mutter lud mich zu einer Evangelisation mit Dr. Gerhard Bergmann ein. Ich hatte keine Ahnung, was es heißt, Christ zu sein. Dort habe ich es zum erstenmal verstanden. Zunächst begann ich, die Bibel für mich allein zu lesen. Doch noch während meiner Ausbildung erkannte ich, dass Gott mich dazu berief, eine theologische Ausbildung zu machen. So habe ich weitergearbeitet, um mein Studium finanzieren zu können. Dabei habe ich vieles im wirtschaftlichen Bereich gelernt, das ich später in meinem Dienst für Gott gut verwenden konnte. Ich arbeitete bei Firmen im Bereich Ãœbersee, EWG und Inland. Gott gab mir in kurzer Zeit eine Ausbildung, die mir bis heute immer wieder geholfen hat. 

 

Red: Und wo hast Du Deine theologische Ausbildung gemacht? 

 

M: In der Liebenzeller Mission. Dafür bin ich heute noch dankbar. 

 

Red: Du hast auch eine große Liebe zu Israel. Wer hat sie Dir vermittelt? 

 

M: Keiner. Ich hatte sie immer schon. Ich habe bereits als junger Mensch, obwohl niemand mit mir darüber sprach, um Vergebung dafür gebeten, was mein Volk dem jüdischen Volk angetan hat. Bereits während meiner Ausbildung habe ich meine Ferien in einem Kibbuz in Israel verbracht und dort gearbeitet. Meine Liebe zu Israel kam von Herzen. 

 

Red: Wie ging es nach Deiner theologischen Ausbildung weiter? 

 

M: Ich bin in den Gemeindedienst gegangen. Ich habe im Starkenburger Gemeinschaftsverband in 11 Dörfern und Kleinstädten Kinderarbeit aufgebaut. Ich habe mit Pfarrern zusammengearbeitet und die Kinder in die Kirchen gebracht. Die Kinder wiederum haben das Evangelium ihren Eltern vermittelt. Ich habe Hausbesuche gemacht, Jugendkreise geleitet und war schon in jungen Jahren von morgens bis abends unterwegs. Ich habe Kindergruppen aufgebaut, zwei Teestuben für Jugendliche und dann Predigtdienste übernommen. Manchmal waren es am Sonntag sogar drei. In dieser Zeit erhielt ich von Gott das Bibelwort: »Sage nicht, ich bin zu jung, sondern du sollst predigen.« Mit den Kindergruppen führten wir dann große Veranstaltungen durch. Davon sind viele Familien berührt worden. Ich war insgesamt neun Jahre im praktischen Gemeindedienst, drei davon in Hessen. Dann kam ich nach Berlin. 

 

Red: Solange ich Dich kenne, sehe ich Dich immer in Verbindung mit Kindern.

                                                                                                                                                           

 M: Ich hatte einen ganz klaren Auftrag von Gott, Kinder zu erreichen, die noch nie das Evangelium gehört haben. Und so begann ich in Berlin. 

 

 Red: Aber wie hast Du die Kontakte aufgebaut? 

 

 M: Ãœber die Religionslehrer. Ich habe mit ihnen besprochen, was wir im Studio machen wollten. Sie probten es dann mit ihren Klassen, und anschließend sind wir

ins Hansa-Studio gegangen und haben die Aufnahmen gemacht. So sind die   Kassetten entstanden, die dann Tausende Male verkauft wurden. Daraufhin haben viele Kinder ihr Leben Jesus anvertraut. Inzwischen habe ich über 20 Hörspiel- und Liederkassetten geschrieben und produziert. Dabei haben mir natürlich viele Musiker und andere Fachleute geholfen. Durch die Kassetten öffnete sich eine Tür für die deutschlandweite Kinderevangelisation. Es ist nicht selten, dass ich Tausende von Kindern auch zu Fernsehproduktionen zusammenbringe. Viele Jahre war das über das Berliner Kinderscheckheft möglich. leider gibt es das nicht mehr, aber 10 Jahre lang war es ein herrliches Angebot. Die Berliner Morgen-Post entwickelte die Idee. Hunderttausend Berliner Kinder bekamen dieses Scheckheft. Es enthielt u.a. einen Coupon, der zur Teilnahme an der Produktion der christlichen Kinderhitparade berechtigte. Und so habe ich Kinder erreicht, die noch nie etwas von Jesus und Gott gehört haben. 

 

Red: Schreibst Du die Drehbücher allein? 

 

M: Ich habe mit einem Fachmann gelernt, wie man das macht. Aber die Erstellung eines Hörspieltextes, wo direkt Regie geführt wird, Geräusche eingeblendet werden, etc., das alles habe ich mir durch meine Arbeit selbst angeeignet. Ich begann mit Kleingruppen, ging dann in den Audiobereich und produziere nun im Fernsehbereich. Ich arbeite mit Kameraleuten von großen Sendern zusammen, mit Fachleuten aus dem Film- und Tonbereich. Mit den Ãœbertragungswagen sind es bis zu 30 Fachkräfte. Es sind immer Wunder und Führungen. Diese säkularen Teams arbeiten sehr gern mit mir zusammen. Es sind oft hochbezahlte Leute, doch immer wieder sagt einer: »Ich mache das für Dich umsonst.« 

 

Red. Du bist sicher auch schon vor manchen Gefahren bewahrt worden? 

 

M: Ja. Einmal hatte ich das eigenartige, aber ganz deutliche Gefühl, dass in einer Kirche, in der wir eine große Kinder -Veranstaltung durchführen wollten, ein Feuer ausbrechen wird. Da dieses Gefühl immer wieder kam, entschloss ich mich, längere Zeit zu fasten und auch andere um Fürbitte zu bitten. Kurz bevor die Vorbereitungen in der Kirche abgeschlossen waren, geschah es: Jemand wollte uns etwas Böses tun und hatte die Starkstrom-Kabel vertauscht. Die Kinder hatten die Kirche noch nicht betreten, da wurde sie von einem großen Blitz erfüllt. Daraufhin sagte der zuständige Fachmann am Tonmischpult zu mir: 

 

»Sie können Ihre Veranstaltung vergessen, es ist alles kaputt!« Kurz entschlossen legte ich meine Hände auf das Tonmischpult und sagte: »Herr Jesus, ich glaube zwar nicht an technische Wunder, aber heile Du jetzt das Tonmischpult.« Dann beschafften sie neue Geräte, und die Anschlüsse klappten wieder. Es war tatsächlich ein Wunder. Als der Starkstrom-Blitz die Kirche erfüllte, war der Mann am Tonmischpult nur für einen Moment weggewesen, hätte er seine Hände auf dem Tonmischpult gehabt, wäre er tot gewesen. Davor hat Gott ihn bewahrt. 

 

Red: Neben der Kinderarbeit führst Du auch Seelsorge-Seminare für Frauen durch? 

 

M: Ja, im Frühjahr, im Sommer und im Herbst -. in St. Michael, in Oberböhringen bei Geißlingen. Es ist ein Gästehaus mit einer wunderbaren Atmosphäre. Dort spreche ich über innere Heilung, seelische Zerstörung, Auswege aus Depressionen, wie überwinde ich negative Gedanken, usw. Und es geschehen Heilungen, oft sind sie überwältigend. Doch in allem möchte ich nur Jesus die Ehre geben. 

 

Red: Und wie umfangreich ist Dein Fernsehprogramm? 

 

M: 1985 begann ich in Berlin mit dieser Arbeit. Seit mehreren Jahren sind es sechs Programme und vier Serien pro Woche. Jeden Dienstag um 17 Uhr die Christliche Kinderhitparade im Spreekanal. Der teilt sich die Sendezeit in Berlin mit Euro News. Dann um 21.30 Uhr »Lichtblick«, die zweite Serie, die aus Israel kommt. Mittwochs um 20.30 Uhr im Spreekanal die »Biblischen Geschichten für groß und klein«, Donnerstag 21.30 Uhr die Serie »Rat und Tat« mit einem Gesprächspartner. Da geht es um seelsorgerliche Ratschläge zu Depressionen, Ehekrisen-Bewältigung, Kindererziehung, aber in letzter Zeit auch um Israel. Mein Gegenüber erzählt dann, wie er aus der entsprechenden Situation befreit wurde. Dazu gibt es auch immer Buchtips. Freitags dann noch einmal »Lichtblick« um 21.30 Uhr, und Sonntag morgen um 9.00-9.30 Uhr wieder »Biblische Geschichten für groß und klein«. 

 

Red: Wie bereitest Du Dich auf Deine Aufgaben vor? 

 

M: Im Gebet: Ich nehme mir jeden Morgen viel Zeit, um die Bibel zu lesen und zu beten, egal, wie hoch die Postberge sind. In dieser Zeit der Stille bitte ich Gott, mir bei der Organisation zu helfen, weil ich ein sehr spontaner Mensch bin. Und was mir dann klar wird, schreibe ich auf und halte mich daran. Anschließend mache ich zunächst die Büroarbeit. Und wenn ich weiß, dass ich Sendungen schneiden muss, dann schneide ich. Im Grunde mache ich immer das, was am dringendsten notwendig ist. 

 

Red: Wie finanzierst Du nur diese umfangreichen Produktionen? 

 

M: Wenn ich diese ganz großen Fernsehproduktionen mache, mit den Tausend Kindern, ist das nicht nur eine sehr große Vorbereitung sondern auch eine finanzielle Last. Da habe ich oft geweint, weil ich nicht wusste, woher ich das Geld nehmen sollte. Und wenn ich dann Christen fragte, sagten sie meistens: »Hör‘ halt auf«. Ging ich aber nach solchen Gesprächen nach draußen auf die Straße, dort, wo ich wohne in Berlin, dann sprachen mich immer wieder Menschen an und sagten: »Wir leben von Ihren Programmen — hören Sie nicht auf!« 

 

Das, was ich in den Seminaren als »Spende bekomme oder in den Kinderbibelwochen, geht fast zu 100% in meine Fernseharbeit. Ich selbst lebe von ganz wenig. Fast alle Kleidung bekomme ich Geschenkt. Mein Essen ist sehr bescheiden. Und bei meiner Miete hilft mir jemand. Ab und an schenkt mir auch der eine oder andere einen größeren Betrag für meine Arbeit, weil Gott es ihm aufs Herz gelegt hat. Da passieren auch Wunder! Doch es ist nie einfach. Ich kann ja keine Spendenquittungen ausstellen, da ich keinen Verein habe. Über jeden Betrag aber, den ich bekomme, führe ich sorgfältig Buch. Die Korrektheit vor dem Finanzamt ist mir ganz wichtig,

 

Red: Du hast aber noch einen besonderen Auftrag — die Versöhnungsarbeit Deutschlands mit Israel? 

 

M: Ja, jede Woche produziere ich zwei bis drei Sendungen über Israel, und ich drehe sie auch dort. Vor allem interviewe ich Juden, die zum Glauben an Jesus gefunden haben. Zugleich bemühe ich mich, in meinen Sendungen, ein klares, faires Bild über die Situation in Israel zu zeichnen. Sie wird in den Medien oft sehr antijüdisch gefärbt dargestellt. Vor kurzem konnte ich sogar mit dem persönlichen Militärberater von Ariel Sharon ein Interview machen. Das war eine beeindruckende Stellungnahme.

Ich habe aber auch mit den »Kindern« ein Interview gemacht, die damals, in der Nazizeit, in dem berühmten Kindertransport nach England mit dabei waren. Heute sind sie zwischen 75 und 85 alt und nennen sich immer noch »Kinder«. Dann bat ich diese Ãœberlebenden um Vergebung dafür, was meine Vorfahren ihnen angetan haben. Und ich sagte: »Ich werde Gott Vater bitten, dass er Ihre Herzen heilt von dieser schmerzhaften Erinnerung.« Und ich spürte, wie Gottes Kraft von mir ausging und wie Liebe und Heilung floss; ich konnte nicht den Namen Jesus sagen, aber seine Kraft war da. Und dann kamen diese »Kinder«, haben mich umarmt und gesagt: »Mädchen, Du hast doch noch nicht gelebt damals, aber Du strahlst soviel Liebe aus, von Dir nehmen wir sie an«. 

 

 Außerdem drehe ich in Israel eine Serie:

»Biblische Geschichten für groß und klein«, für Kinder und Erwachsene. Dabei gehe ich Schritt für Schritt durch die ganze Bibel. 

 

Red: Hast Du keine Angst bei diesen Reisen, gerade jetzt?  

 

M: Ich vermeide die Gegenden, die zur Zeit Krisengebiete sind — den Gazastreifen, Judäa, usw. Außerdem sagt die Polizei dem Touristen, welche Straßen er benutzen soll und welche nicht. Ich denke immer, Menschen, die an Jesus glauben, sollten gerade jetzt nach Israel fahren und sein Volk trösten. — Ich habe auch mehrfach ganz bewusst für einige israelische Reisebüros Werbung gemacht. Dafür bekomme ich kaum Geld, eher ab und zu eine Vergünstigung bei den Flügen. Ich tue ich es im Grunde nur aus Idealismus, eben um dem Land und seinen Menschen zu helfen. 

 

Red: Und wie lernst Du dort die verschiedenen Interviewpartner kennen? 

 

M: Meistens fahre ich unvorbereitet nach Israel. Ich habe so viel in Berlin zu tun, dass ich von hier aus gar keine Planung für die Zeit dort machen kann. Doch wenn ich im Land bin, besuche ich sofort meine Freunde und Kontaktpersonen und frage: Was ist jetzt wichtig? Es ergibt sich dann alles dort. Ich werde in Israel oft auf meinen Glauben angesprochen. Dann erzähle ich davon, was mir Jesus bedeutet. Ich will niemanden überzeugen, ich kann nur von mir berichten. 

 

Red: Was war für Dich in Deiner Arbeit bisher am schwersten? 

 

M: Dass ich zwar viele Menschen habe, die mich lieben, die hinter mir stehen, dass mich aber auch sehr viele Menschen in Frage stellen. Weil ich kein großes Werk, keine große Organisation habe, verstehen sie meinen Auftrag nicht. Darunter leide ich. 

 

Red: Und doch hat es immer wieder Missionarinnen gegeben, die ihren Weg allein durch die Welt gingen.  

 

M: Ja, auch ich bin manchmal sehr allein und muss Entscheidungen treffen, die ich im voraus kaum beurteilen kann. Dabei erlebe ich, wie Gott mir hilft und mich beschützt. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als für ihn arbeiten zu dürfen. Er ist mein Leben! 

 

Mit Gertraud Mayer sprach Irmhild Bärend 

 

Veröffentlicht in der Zeitschrift Entscheidung Nr.231 (03/2002) mehr dazu unter www.entscheidung.org

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